Erste Aussaat
Das Dorf Kanzerowka wurde 1894 gegründet. Zunächst wurde das Dorf Sipai genannt, jedoch bürgerte sich nach und nach der Name Kanzerowka ein. Dieser wird auch im Folgenden gebraucht.
Kurz nach der Gründung des Dorfes wurde von den Bewohnern ein Schulze gewählt, der sich um die Angelegenheiten der Ansiedler kümmern sollte. Leider ist nicht bekannt, wer wann als Schulze in Kanzerowka amtierte. David Rempel erinnert sich, dass sein Großvater David Rempel eine lange Zeit für die Entlohnung der Hirten und Lehrer gesorgt hatte. Deshalb kann man davon ausgehen, dass er Schulze gewesen ist. Heinrich (David) Rempel war in den letzten Jahren vor der Enteignung Schulze. Der Letzte, der das Amt bekleidete, war Jakob (Jakob) Dück.
Der Anfang in der neuen Ansiedlung war für alle Bewohner sehr schwer. Neben unzureichender Zugkraft, in Form von Pferden und Ochsen, für die Bestellung der Felder, fehlte es an Baumaterial. Insbesondere für die Errichtung von Unterkünften. Alle Gebäude in der Ansiedlung in Kanzerowka waren so überfüllt, dass selbst alle Speicher bewohnt waren. Deshalb bauten sich viele Erstansiedler, wie zum Beispiel die Familie von Peter (Jakob) Esau, Erdhütten (Землянки). In diesen Notunterkünften, am Rande der vierten Schlucht, fanden sie Schutz vor Unwetter und Regen. 30 Grundstücke wurden zu Beginn vermessen und unter den Neuansiedlern verlost. Auch das Land rund um das Dorf wurde eingeteilt, so dass ein jeder Bauer ein Stück Land in der Nähe des Dorfes hatte und ein anderes Stück Land, das weiter entfernt war. Die größten Flächen befanden sich auf der westlichen Seite des Dorfes und erstreckten sich über eine Distanz von 6 Kilometern bis an die Kalmiek Schlucht. Insgesamt waren es 1523 Desjatinen, was 1660 ha entspricht.
Die Bauern hatten alle Hände voll zu tun. Das zugeteilte Land musste urbar gemacht, d.h. die Urwiese musste umgebrochen werden. Die vermessenen Felder mussten bebaut, die Gemüsegärten angelegt und auch die Wohnhäuser gebaut werden. Und alles musste gleichzeitig, möglichst im ersten Sommer geschehen. Wer etwas Geld mitgebracht hatte, konnte sich sein Haus von den Russen mit Sandstein bauen lassen, wie zum Beispiel Abram (Abram) Olfert. Der Großteil der Häuser wurde aber mit Patzen (Lehmziegeln) gebaut. Jeder war bestrebt sein eigenes Haus bis zum Winter fertig zu bekommen, was die meisten Bewohner auch schafften.
Da alle Bauern von klein anfangen mussten, gab es keine Vermögenden. Da es in den Folgejahren häufig zu Missernten oder nur mittelmäßigen Ernten kam, änderte sich die Situation für mehrere Jahrzehnte nicht. Erschwert wurde die Situation im Dorf durch die vielen Pferdediebstähle. Aber die Mutterkolonie Chortiza unterstütze die Aussiedler in vielfältiger Hinsicht: sie spendeten viel für die Armen und auch für den Schulbau, aber sie nahmen auch viel Anteil an der sonstigen Entwicklung der Dorfgemeinschaft.
Quelle: Unser Blatt, Nr. 2, Jg. 1927
Hektar Land musste bearbeitet werden