Helene Jakob Kehler geb. Olfert
ist am 19.11.2024 im Alter von 99 Jahren, 7 Monaten und 23 Tagen verstorben.
Geboren: 26.03.1925
Geburtsort: Kanzerovka – Gebiet Orenburg
Letzter Wohnort: Bielefeld
Ich möchte hiermit mein herzliches Beileid ausdrücken.
Lebenslauf Helene Kehler
…wie deine Tage, so sei deine Kraft! (…) Eine Zuflucht ist dir der Gott der Urzeit und unter dir sind ewige Arme. 5. Mose 33,25b und 27a
Am 26. März 1925 wurde Helene Olfert in Kanzerovka, Orenburger Gebiet, geboren. Sie war das 8. Kind ihrer Eltern Jakob und Katharina Olfert.
Helene wuchs mit 10 Geschwistern auf. Im jungen Alter von nur 10 Jahren verlor sie ihre Mutter, wenig später verstarb auch der 2-jährige Bruder.
Bereits mit 12 Jahren hieß es, die Schule zu verlassen und von nun an in der Kolchose zu arbeiten. Helene sagte viele Jahre später über diese Zeit: „Wir kannten nichts anderes als Arbeit und Angst vor der Zukunft.“
Mit 17 Jahren wurde Helene nach Orsk in die Trudarmee verschleppt. Hier wartete tagaus, tagein harte Arbeit auf sie. Ungefähr 1 Jahr später wurde der Vorsatz gefasst, zu fliehen. Der Plan gelang und sie schaffte es tatsächlich nach Hause. 10 Tage später jedoch wurde sie zurückgeholt und nun zu 6 Jahren Haft verurteilt.
Als der Krieg ca. anderthalb Jahre nach der Verurteilung endete wurde sie aber frühzeitig entlassen. Sie hielt sich noch ein Jahr in Orenburg auf und kehrte 1946 nach Hause zurück.
Noch im selben Jahr, am 27. Oktober heiratete Helene Kornelius Kehler, der erst wenige Monate zuvor aus der Verschleppung heimgekehrt war. Die folgenden Jahre lebte die junge Familie in ihrem Heimatort Kanzerovka. Hier schenkte Gott ihnen 6 Söhne und 3 Töchter.
1956 durfte Helene zum Glauben finden. Sie Übergab ihr Leben dem allmächtigen Gott, an dem sie bis zum Ende in guten und in schlechten Zeiten unerschütterlich festhielt. Noch im Jahr ihrer Bekehrung ließ sie sich taufen, um ihre Entscheidung öffentlich zu machen.
Im Mai 1963 zog die Familie um nach Kirgisien in das Dorf Thälmann, wo ihnen eine weitere Tochter und der jüngste Sohn geboren wurden. Hier besuchte Helene die Gemeinde in Bergtal an. Es dauerte mehr als 10 Jahre, bis auch ihr Mann zum Glauben fand und sie den Glaubensweg gemeinsam gehen konnten.
1976 nahm Familie Kehler ein weiteres Mal einen groflen Ortswechsel vor und zog nach Petschore in das Gebiet Pskov. Von hier aus, so hoffte man, würde man endlich die Ausreisegenehmigung nach Deutschland bekommen können. Auch hier fand man ein geistliches Zuhause in der Gemeinde in Petschore, in der die Familie bis zur Ausreise blieb.
Drei Jahre später war es endlich soweit, dass die Familie nach Deutschland ausreisen konnte. In Bielefeld lebte bereits eine Tochter und so ließ man sich ebenfalls hier nieder. Auch hier war man – wenn nur irgend möglich – in jedem Gottesdienst dabei. Zuerst in Baumheide, ab Ende der 80er Jahre dann in Sieker.
Helene erlebte viele gesundheitliche Herausforderungen. Schlaganfälle und Gehirnblutungen sind hiervon wohl die eindrucksvollsten und unvergessenen. Dennoch erholte sich der Körper immer wieder auf erstaunliche Weise und sie durfte bis ins hohe Alter noch sehr viel Eigenständigkeit erleben.
Im Oktober diesen Jahres stürzte Helene jedoch. In den folgenden Tagen zeichnete sich immer mehr ab, dass eine ernsthafte Verletzung eingetreten war und schließlich führte der Weg ins Krankenhaus. Einige Wochen später wurde sie noch entlassen, hat sich aber davon nicht mehr erholt und in den folgenden Wochen zusehends abgebaut.
„Hoffentlich wird Uroma noch 100!“ So konnte man hin und wieder von den jüngeren Urenkelkindern hören. Für Helene aber wurde es der sehnlichste Wunsch, Weihnachten in diesem Jahr im Himmel zu feiern. Und unser Herr war gnädig und rief sie heim. Sie darf nun Straßen aus Gold entlanggehen, an denen sich auch der schönste Weihnachtsglanz niemals messen wird.
Helene Kehler hinterlässt 10 Kinder mit Ehepartnern und 49 Enkel mit den dazugehörigen Familien, zu denen über 100 Urenkel zählen und 10 Ururenkel.
Ihr Ehemann ist ihr vorausgegangen, ebenso die Älteste Tochter und zwei Schwiegerkinder – welch ein Wiedersehen!