Johann Heinrich Klassen

ist am 10.03.2021 im Alter von 89 Jahren, 10 Monaten und 22 Tagen verstorben.

Geboren: 16.04.1931
Geburtsort: Kanzerovka – Gebiet Orenburg
Letzter Wohnort: Lübbecke

Ich möchte hiermit mein herzliches Beileid ausdrücken.

Das Los ist mir gefallen auf Liebliches Land, mir ist ein schönes Erbteil geworden.     Psalm 16,6

Liebevolle Erinnerungen an Johann Klassen

Johann Klassen wird am 16. April 1931 als 7 Kind in der Familie  von Heinrich und Helene Klassen geboren. Er wächst in Kanzerowka (Russland) auf. 4 Monate später stirb sein Vater durch einen Arbeitsunfall, so wächst Johann auf ohne die liebevolle Nähe und Fürsorge eines Vaters je kennen zu lernen. Seine Mutter muss hart Arbeiten, um ihre Familie zu versorgen und kommt erst abends oder nachts nach Hause. Ab dem 7 Lebensjahr besucht er 4 Jahre lang die Schule, muss dann aber arbeiten gehen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Mit Begin des Krieges 1941 werden seine Geschwister ins Arbeitslager eingezogen. Er ist mit 13 Jahren der Einzige, der, der seine Mutter unterstuzen kann und für die Familie sorgt. Seine Arbeit besteht darin die Pferde, die Tagsüber für die Arbeit gebraucht werden, zu versorgen.

Es ist eine Zeit, in der Gottesdienste nur heimlich durchgeführt werden und Kinder waren generell verboten. Eine seiner ersten Predigten hört er mit 16 Jahren (1947), als ein Prediger Gerhard Foth aus der Stadt Orsk vorbeikommt, auf dem Feld für die Arbeiter eine Predigt hält und zur Bekerung aufruft. Für Johann steht hier fest, das er sein Leben mit Jesus führen will und übergibt sein Leben Gott.

Mit 23 Jahre kommt Johann in den Militärdienst. Es sind 3 anstrengede und schwere Jahre für ihn. Seine Schwester Helene hat ihm eine Bibel mitgegeben, die ihm hilft, entschieden seinen Glauben zu leben. Durch seine vorbildliche Lebensführung wird ihm mehr Verantwortung übertragen als andere Soldaten.

Aufgrund der Christenverfolgung erhält er erst am 3 August 1958 die Möglichkeit sich Taufen zu lassen. Er ist jetzt 27 Jahre alt.

In dieser Zeit hütet er die Kühe des Dorfes. Hier lernt er Maria Kehler kennen, die jeden Abend kommt um die Kühe zu melken. 4 Monate lang treffen sie sich einmal in der Woche, um sich kennen zu lernen. Nach einer Verlobungswoche heiraten sie am 9. November 1958. Das einzige Hochzeitsgeschenk (ein Hocker von Marias Bruder Franz) zeigt wie arm die Familien damals waren. Ein Bett, ein Hocker und ein Schaf ist alles was das junge Ehepaar besitzt, wohnend im Haus mit der Mutter und Schwester Margarethe.

Als sie in ihren Haus zum Gottesdienst einladen, werden sie kontrolliert und zur Strafe wird Johann für ca 1.5 Jahren die Arbeit weggenommen. Zur selben Zeit wird er in der örtliche Gemeinde, in der er bisher gepredigt hat, zum Gehilfen eingesetzt.

Johann und Maria werden mit fünf gesunden Kindern gesegnet: Johann, Maria, Helene, Sofie und Andreas. Sie freuen sich sehr und sind dankbar über diese Geschenke Gottes. 1964 mach Johann einen Lehrgang zum Traktorfahrer. Durch seine Arbeit und dienst in der Gemeinde ist er oft nicht zu Hause, denoch ist es Johann und Maria sehr wichtig, das sie Morgens und Abends mit den Kindern aus der Bibel lesen und eine gemeinsame Andacht halten. 1987 wird Johann zum Prediger der Gemeinde eingesegnet. 1988 muss er wegen Astma seine Arbeit mit dem Traktor aufgeben.

Am 9. Januar 1990 begint ein neuer Lebensabschnit. Sie ziehen nach Deutschland. Nach einigen kurzen Aufenthalten in Übergangslagern bekommen sie im Sommer eine Wohnung in Unterlübbe. Mit der Deutschen Sprache kommen sie gut klar. Sie besorgen sich eine Arbeitsstelle als Hausmeister und sind gerne und oft mit ihrer Familie zusammen. Mit dem Eintrit in die Gemeinde 1990 wird Johann gleich zum Gehilfe gewält. Am 15. Juli 1991 wird er zum Gemeindeleiter gewählt.  Er lebt für und mit der Gemeinde. Er ist sehr daran interessiert, das es seiner Gemeinde gut geht und sucht den Kontakt zu den Gemeinemitglieder. Über deren Besuche bei ihm zu Hause freut er sich.

1996 ziehen Johann und Maria nach Lübbecke. In der Familie werden viele Feste zusammen gefeiert, gemeinsame Ausflüge gemacht und jeden Sonntag steht die Tür für die Familie offen. Mit der Zeit haben sich einige Traditionen entwickelt: Johann gibt bei den Festen jedem mänlichen Familienmitglied die Möglichkeit einen Bibelvers zu lesen und etwas dazu zu sagen.  An Ostern versteckt Johann die Ostergeschenke im Wieherngebirge. Anschlißend wird gemeinsam gesucht. Er sucht den Kontakt zu jedem neuen Familienmitglied und will, dass sich jeder in der Famiie wohl fühlt. Jedes Enkel- und Urenkelkind wird von Johann gehalten und mit Essen versorgt.

Sein Amt als Gemeindeleiter führt er bis zum 25. Mai 2002 aus. Als am 7. März 2007 seine Maria heimgeht, ist dies für ihn ein großer Verlust. Er sagt später: ,,Die Liebe meines Lebens ist Gestorben“.

2011 wird ihm wieder ein lieber Mensch genommen: Sein Sohn Andreas stirbt bei einem Verkersunfall. Der Abschied fällt ihm sehr schwer.

Trotz seiner schweren Astmaerkrankung, einem Unfall bei dem er von einem Auto angefahren wird und einem Schlaganfall erholt sich Johann immer wieder, ist gerne draußen und macht lange Spaziergänge. Johann betet namentlich für jedes Familienmitglied und liest viel in der Bibel.

Am 10. März 2021 macht er sich früh morgens auf den Weg, um Spazieren zu gehen und zu beten. Um 6:10 Uhr wird er von einem Auto erfast und schwer verletzt. Er stirbt am Unfallort.

Johann erlebte 89 reich gesegnete Jahren, umgeben und getragen von der Liebe Gottes. Er hinterlässt 4 Kinder, 4 Schwiegerkinder, 33 Enkel und 27 Urenkel.

In Liebe nehmen wir Abschied und freuen uns auf ein Wiedersehen. Die gespräche mit  ihm, seienen Rat und sein Gebet werden uns fehlen. Bei aller Traurigkeit bleiben die Freude und Dankbarkeit so einen Vater, Opa und Uropa gehabt zu haben.

Wir danken allen sehr herzlich für die Anteilnahme, die auf vielfältige weise zum Ausdruck gebracht wurden.