Viktor Abram Franzen
ist am 31.05.2023 im Alter von 86 Jahren, und 1 Tag verstorben.
Geboren: 30.05.1937
Geburtsort: Karagui – Gebiet Orenburg
Letzter Wohnort: Detmold
Ich möchte hiermit mein herzliches Beileid ausdrücken.
Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Matt. 8,5
Lebenslauf von Viktor Franzen
Viktor Franzen wird am 30. Mai 1937 in Karagui im Gebiet Orenburg geboren. Er ist das vierte Kind von sechs Geschwister in der Familie von Abraham und Elisabeth Franzen. Sein Vater Arbeitete als Lehrer und versorgte die Familie. Sie Lebten im Dorf Pretoria (Nr. 14), als der zweite Weltkrieg ausbricht.
Der Vater muss ab März 1942 Zwangsarbeit in der Arbeitsarmee leisten, die Mutter blieb mit den drei Töchtern und dem vierjährigen Viktor zurück. Es ist eine schreckliche Zeit mit großer Hungersnot. Elisabeth hat Mühe die Familie zu ernähren. Abraham schuftet unter schwersten Bedingungen in der Arbeitsarmee und wird im März 1943 wegen seines Lebensbedrolichen Zustand entlassen. Zu Hause pflegt ihn Elisabeth mühsam gesund.
Die harten Kriegsjahren prägen Viktors Leben schwer. Dennoch bleibt er ein sehr aufgeweckter und heiterer Junge, der sich für vieles interessiert. Im Sommer verbringt er die Tage gerne am Fluss mit seinen Freunden, um zu baden und zu Fischen.
Mit der Kommandantur wird das Leben der Deutschen in Russland noch mehr als vorher eingeschränkt. Viktors Vater wird als Lehrer in das Russische Dorf zwangsversetzt. Hier, in ganz neuer und fremder Umgebung beginnt für den siebenjährigen Viktor die Schulzeit. In der Schule und auf dem Schulhof hält sich Viktor gerne auf, ist kontaktfreudig und auf der Suche nach neuen Freundschaften.
Doch auch diese Jahre sind gezeichnet von Armut, Entbehrungen und Leid. Ende der 1940er Jahre erkrankte die gesamte Familie an Typhus. Viktors jüngstes Schwesterchen, gerade zwei Jahre alt, überlebte die Krankheit nicht. Die Mittelschule schließt Viktor im Juni 1954 mit sehr guten Noten ab und beginnt eine Ausbildung als Bediener der Erdölverarbeitungsanlage. Mehr als ein Jahr lang arbeitet Viktor in der Ölraffinerie und später eine kurze Zeit als Laborant in der Schule Sudbodarowka.
Ab November leistet Viktor drei Jahre lang Militärdienst in der Sowjetarmee. Eine Weile arbeitet er als Schulbiebliotekar und schreibt sich schließlich für ein Fernstudium an der Pädagogischen Hochschule in Orenburg ein. Er bemüht sich, das Lernpensum zu schaffen: Bildung liegt am Herzen, er möchte ein Studierter Pädagoge sein. Doch neben dem Studium arbeitet Viktor, geht Familiäre Verpflichtungen nach und wird ernsthaft Krank. So muss er seinen Traum nach einigen Jahren leider aufgeben.
Im August 1961 wird Viktor vom Schulamt aufgefordert, als Lehrer für Physik und Mathematik an der Mittelschule in Kanzerowka zu Arbeiten. In diesen Dorf lernt er Anna Friesen kennen. Die beiden Heirateten am 5. November 1961 und bekommen zunächst vier Kinder. Das Leben ist nicht gerade einfach, aber sie schaffen es, ein Haus zu bauen.
Etwa 20 Jahre Arbeitet Viktor in der Schule. Er ist ein fordernder Lehrer, aber er vermittelt auch Freude am Lernen und am Leben. Neben der Arbeit findet er Zeit, um zu Lesen und sich weiterzubilden. Er spielt Leidenschaftlich gern Schach, fährt im Winter lange Strecken Ski, begeistert sich für Sport und motiviert seine Schüler und seine Kinder mit seiner lebensbejahenden Art.
Drei der vier Kinder sind schon aus dem Hause, da bekommen Viktor und Anna noch zwei Töchter. In den 1980er Jahren erkrankt Viktor schwer, ist lange im Krankenhaus. Für seine Frau Anna eine harte Zeit.
Weil Viktor keinen Studienabschluss vorweisen kann, wird er 1983 aus der Schule entlassen. Bis 1985 Arbeitet er als Verkäufer und Leiter im Dorfladen von Kanzerowka, wo auch Anna mithilft. Drei Jahre lang Arbeitet Viktor auch im Landwirtschaftlichen Bereich in der Kolchose. Aber bis zuletzt bleibt er im Herzen ein Lehrer und arbeitet die letzten anderthalb Jahre bis zur ausreise nach Deutschland als Lehrer für Wirtschaft.
Am 27. Dezember kommen er, seine Frau Anna und die zwei jüngsten Töchter in Deutschland an. Das Ehepaar will hier Beruflich Fuß fassen, auch wenn es für Viktor mit der Sprache und Gesundheitlich nicht einfach ist.
Im Juni 1991 findet Viktor zu Jesus (er sagt: „Jesus hat mich gefunden“) und wird am 20. Oktober 1991 getauft. Als Mitglied der Mennoniten Gemeinde in Detmold besucht er mit großer Freude die Gottesdienste und übernimmt verschiedene Aufgaben, unter anderem als Kassenwart. Im ist es wichtig, regelmäßig an Missionsgesellschaften zu spenden.
Im Juni 1997 beginnt für Viktor die Rente, aber er Arbeitet dennoch einige Jahre weiter. Er ist gerne Aktiv und in Bewegung. Gesundheitlich geht es ihm mit den Jahren immer schlechter ab 2005 muss er dreimal wöchentlich zur Dialyse. Sein zustand verschlechtert sich im Frühjahr 2023 zusehends. Am Morgen des 31. Mai um kurz nach 8 Uhr, hört sein Herz für immer auf zu schlagen. Er darf nun schauen was er geglaubt hat.
Viktor Franzen hinterlässt seine Ehefrau Anna, sechs Kinder, 16 Enkel, eine Urenkelin und drei Geschwister.