Heinrich Franz Derksen
ist am 21.05.2023 im Alter von 71 Jahren, 4 Monaten und 20 Tagen verstorben.
Geboren: 01.01.1952
Geburtsort: Dobrovka – Gebiet Orenburg
Letzter Wohnort: Harsewinkel
„Der Herr ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ Jeremia 31,3
Ich möchte hiermit mein herzliches Beileid ausdrücken.
Wir möchten mit diesem Bericht die Lebensgeschichte von unserem Ehemann, Bruder, Papa, Opa und Uropa Heinrich Derksen neu beleben.
Lebenslauf von Heinrich Derksen
Heinrich Derksen ist am 01.01.1952 als viertes Kind von insgesamt neun Kindern von Franz und Berta Derksen in Dobrowka, Gebiet Orenburg, geboren. Die Familie lebte gemeinsam auf einem kleinen Bauernhof, wo die Kinder schon früh lernten zu arbeiten. Auf Grund der Krankheit ihres Vaters arbeiteten die Kinder nicht nur zu Hause mit, sondern auch auf der Arbeit ihres Vaters. Dennoch konnte Heinrich bis zu seinem 15. Lebensjahr die Schule besuchen und die achte Klasse beenden. Trotz seiner arbeitsreichen Kindheit fanden Heinrich und seine Freunde eine Beschäftigung, der sie in ihrer Freizeit gerne nachgingen: Sie fingen Wiesel ein, zogen diesen das Fell ab und trockneten dieses, um es anschließend zu verkaufen. So trafen sich die jungen Männer regelmäßig zum „Susliki utseupe“.
Mit 18 Jahren lernte er seine zukünftige Ehefrau Helene Peters kennen. Auch während seines zweijährigen Aufenthaltes beim Militär hielt ihre Beziehung, sodass sie nach seiner Rückkehr, im Dezember 1972, den Bund der Ehe eingingen. Gemeinsam kauften sie ein Haus und gründeten eine Familie. Dem Ehepaar wurden acht gesunde Kinder anvertraut. Das Geld verdiente Heinrich zunächst als LKW-Fahrer. Zusätzlich hielt die Familie zu Hause Vieh und betrieb ein wenig Landwirtscha: zur Eigenversorgung.
Nach einiger Zeit war es Heinrich möglich den Beruf zu wechseln und er konnte einer Tätigkeit als Schweißer bei den Kolchosen nachgehen. Zusätzlich schloss er im Jahr 1982 die Abendschule ab.
Im November 1984 erlitt die Familie einen Hausbrand. Als Letzter verließ Heinrich das Haus, doch mit Schrecken mussten sie feststellen, dass eine der Töchter es nicht nach draußen geschaft hatte. Selbstlos lief Heinrich erneut in das Haus, wo er seine Tochter beim zweiten Anlauf fand und rettete. So überlebte die ganze Familie den Brand. Das Haus der Familie wurde mit großem Fleiß und viel Hilfe von Außen wieder aufgebaut.
Anfang des Jahres 1986 nahm die Familie die Mutter von Heinrich bei sich zur Pflege auf und begleitete sie bis zu ihrem Tod, Ende des Jahres.
Im Jahr 1989 wanderte die 10-köpfige Familie nach Deutschland aus und fand ihre neue Heimat in Harsewinkel. Auch in Deutschland blieb Heinrich nicht untätig. Schnell fand er eine Anstellung auf dem Bau. Während dieser Tätigkeit konnte er nicht nur seine handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, sondern ebenso seine Begabung als Bastler. Viele Teile, die Andere als „unbrauchbar“ abtaten, machte Heinrich wieder funktionstüchtig und verwendete viele der Dinge auch für den eigenen Hausbau.
Dieses Haus behielt seine offenen Türen für alle seine Kinder, Geschwister, Enkel und Urenkel. Jeden Einzelnen von ihnen begrüßte er stets mit großer Freude. Für den Besuch gab es allerdings eine Voraussetzung: Einen leeren Magen. Sollte dieser Mal nicht vorhanden gewesen sein, deckte Heinrich den Tisch dennoch voll und sagte dann: „Der Hunger kommt beim Essen“. Auch seinen selbstgekochten Senf bot er all seinen Besuchern an, auch wenn dieser für die meisten viel zu scharf war. Er selbst genoss und liebte jedes Gericht, dass seine Frau für ihn zubereitete. Besonders liebte er „Irtschke met Schal“. Wichtig war ihm beim Essen seine gute Gabel aus Russland, die schön spitz war und immer an seinem Platz am Tisch platziert wurde. Ebenso wie er sich um den gefüllten Magen seiner Besucher sorgte, sorgte er sich auch um die Anliegen seiner Kinder und Enkel. Eine fehlende Schraube wusste er stets zu ersetzen, leere Reifen wusste er zu flicken und zu füllen und fehlte es anderer Stelle blieb er auch hier immer motiviert und lösungsorientiert. Heinrich war jedoch nicht nur ein hervorragender Gastgeber und Bastler, sondern ein ebenso guter Ratgeber und Helfer. Beim Hausbau seiner Kinder und seines ältesten Enkels stand er ihnen mit Rat und Tat zur Seite, half wo er konnte und kontrollierte auch hier den „Müll“ sorgfältig und fand immer brauchbare Dinge.
Eine Tätigkeit gab Heinrich bis zu seinem Tod niemals auf: Die Liebe zu Tieren. Seine Hühner durfte er beim benachbarten Bauern halten und umsorgte diese liebevoll. Doch nicht nur um seine eigenen Tiere kümmerte er sich hingebungsvoll, sondern auch um die Haustiere der Enkelkinder. Von der Qualität der Eier seiner Hühner war Heinrich restlos überzeugt und so trank er jeden Morgen ein rohes Ei.
Mitte April des Jahres 2023 wurde die Diagnose Lungenkrebs gestellt, woraufhin sich sein Gesundheitszustand stetig verschlechterte. Doch nach seinem ersten Krankenhausaufenthalt blühte er zu Hause noch einmal richtig auf, er verbrachte viel Zeit draußen, genoss die Sonne und behielt seine Lebensfreude im vollen Bewusstsein seiner Krankheit bei. Er blieb stets dankbar und beschwerte sich nie.
Am 20. April durfte Heinrich die Liebe Gottes erkennen und für sich annehmen. Voller Vertrauen auf Gott ging er daraufhin seinen Weg mit Jesus und verlor seine Lebensfreude nie. Bis zum Schluss ging es Heinrich gut, er hatte wenig Schmerzen und durfte am 21. Mai 2023 im Kreise seiner Familie gegen 16:15 Uhr friedlich heimkehren.
Heinrich wurde 71 Jahre alt und hinterlässt seine Ehefrau, Geschwister, Kinder, Enkelkinder und eine Urenkelin.